Wie kommt es, dass wir oft Dinge kaufen, die wir uns eigentlich gar nicht leisten können? Die Ursache dieses Phänomens und drei Tipps, wie man dagegen ankämpfen kann.
Table of contents:
Warum fällt es uns so schwer, weniger Süssigkeiten zu essen? Weshalb möchten viele mit dem Rauchen aufhören, scheitern aber meistens? Wieso lernen wir für eine Prüfung immer erst im letzten Moment?
Vermutlich haben alle und auch schon mehr als einmal etwas auf morgen verschoben, was auch gut schon heute hätte erledigt werden können. Es ist menschlich und doch irgendwie mühsam. In der Verhaltensökonomie ist dieses Phänomen bekannt: Man spricht dabei vom sogenannten hyperbolischen Diskontieren oder dem Present Bias. Dieser führt dazu, dass wir uns lieber heute statt morgen belohnen, weil wir künftige Risiken falsch einschätzen.
Hierzu ein Beispiel mit folgenden zwei Fragen. Würden Sie lieber heute 100 Franken oder morgen 102 Franken erhalten? Und: Würden Sie lieber in 10 Tagen 100 Franken oder in 11 Tagen 102 Franken erhalten?
Die meisten Personen wählen im ersten Fall die 100 Franken. Im zweiten Fall jedoch ziehen sie die 102 Franken vor. Dabei ist die Fragestellung in beiden Fällen identisch: Sind Sie bereit, einen Tag zu warten, um 2 Franken mehr zu erhalten?
Die Möglichkeit heute - jetzt - etwas zu erhalten, verändert also den Entscheid. Und führt so ins Dilemma. Denn stellen wir die beiden Fragen in zehn Tagen erneut, werden im ersten Fall wiederum die meisten Menschen die Hunderternote wählen. Die 102 Franken werden also nie genommen, obwohl es unter Umständen objektiv der bessere Entscheid wäre.
Genauso funktioniert es im Alltag. Wir verschieben den Start einer Diät, den Rauchstopp oder das Lernen auf die Prüfung auf morgen - und verschieben es morgen auf übermorgen. Und so weiter.
… auch eine Schuldenfalle
Welchen Effekt hat der Bias auf unsere finanziellen Entscheidungen? Wir tendieren dazu, den heutigen Nutzen eines Kaufentscheids zu überschätzen und die künftigen Kosten zu vernachlässigen. Oder kurz: Wir denken zu kurzfristig. Wir kaufen also eher zu viel. Ist das Geld auf dem Konto nicht vorhanden, führt dies via Kreditaufnahme schnell in die Schuldenfalle.
Die Freude am neu gekauften oder geleasten Autos ist riesig, die künftigen Ratenzahlungen und Schuldzinsen des aufgenommenen Kredits sind noch in weiter Ferne. Die Anschaffungen müssen nicht zwingend gross sein. Kleinere Ausgaben wie das Feierabendbier mit einer klassischen Kreditkarte auf Pump zu zahlen, ist womöglich gefährlicher. Denn: Es sind ja nur ein paar Franken.
Natürlich ist der Present Bias nicht der einzige Grund, weshalb Menschen zu viele Schulden anhäufen können. Was auch immer die Ursache - mir scheint folgende Frage wichtig. Wie kann man den Weg in die Schuldenfalle verhindern?
Sich nun einfach vornehmen, künftig längerfristiger zu denken, greift wohl zu kurz. Zu stark dürften diese “Urinstinkte” in vielen von uns drin programmiert sein.
Erfolgversprechender ist eine andere Strategie. Wie kann ich der Versuchung, die Tafel Schokolade zu essen, am besten widerstehen? Ich kann es mir ganz fest vornehmen - und vermutlich scheitern. Oder besser: Ich habe die Schokolade gar nicht erst im Vorratsschrank.
Dieses Prinzip funktioniert beim Geldausgeben ganz ähnlich. Ich habe seit mehreren Jahren keine klassische Kreditkarte mehr. Stattdessen setze ich einerseits auf Debitkarten, die direkt mit meinem Bankkonto verbunden sind. Andererseits verwende ich Prepaid-Kreditkarten, die ich vorher via Banküberweisung aufladen muss. Ich kann mir so nur noch dann Dinge leisten, wenn ich das nötige Geld auch tatsächlich auf meinem Konto respektive meiner Prepaid-Kreditkarte habe.
Prepaid schützt mich zwar gegen meine Ungeduld, Dinge heute statt erst morgen besitzen zu wollen. Doch es schützt mich weder gegen unerwartete Kosten noch gegen Rechnungen, die man schlicht vergessen hat. Zum Beispiel hohe Arztkosten infolge einer Krankheit oder die jährliche Steuerrechnung.
Für verschiedene Typen von Ausgaben habe ich deswegen seit Längerem mehrere Konten respektive Karten. Mein Lohnkonto benutze ich - wie vermutlich die meisten - für den täglichen Gebrauch. Eine Prepaid-Kreditkarte dient mir als Ferienkonto und das dritte Konto benutze ich für grössere Anschaffungen. Denkbar wären weitere, zum Beispiel für die Gesundheitskosten oder die Steuern.
Diese Unterteilung erleichtert auf einfache Art und Weise die eigene Budgetplanung, weil man einen besseren Überblick über die anfallenden Ausgaben erhält.
Im Idealfall richten wir zudem von unserem Lohnkonto monatliche Daueraufträge ein, die direkt nach dem Lohneingang ausgelöst werden. Ein Beispiel: Wer monatlich 5'000 Franken Lohn erhält, kann am Tag danach automatisch 500 Franken auf das eigene Steuerkonto überweisen, die Mietzahlung auslösen, 200 Franken auf die Ferien-Prepaid-Kreditkarte einzahlen und 200 Franken für unerwartete Arztkosten.
Dies hat gleich zwei positive Effekte. Erstens: Das Geld ist quasi aus den Augen - aus dem Sinn. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dieses Geld dann doch für den täglichen Konsum ausgibt, ist so deutlich geringer. Zweitens: Man wird nicht mehr von grösseren Ausgaben überrascht, wenn man eigens dafür geschaffene Konten für Ferien, Steuern, Arztkosten, etc. alimentiert und Fixkosten, wie Miete oder das Handy- und Internet-Abo jeweils gleich bezahlt.
Der Present Bias führt dazu, dass wir uns lieber heute statt morgen belohnen. Wir kaufen uns Dinge, die wir uns eigentlich gar nicht leisten können. Erschwerend hinzu kommt, dass es heute so einfach ist wie noch nie, einzukaufen. Wir können praktisch jederzeit online mit Kreditkarte bargeldlos bezahlen, was das Schuldenrisiko noch verstärkt.
Nur noch mit Bargeld zu bezahlen, ist vermutlich nur für wenige praktikabel. Einfach anwendbar ist hingegen, Debitkarten und Prepaid-Kreditkarten zu verwenden. Kombiniert mit mehreren Konten für unterschiedliche Ausgabentypen und Daueraufträgen erschweren wir den Fall in die Schulden.
* Bitte beachten Sie, dass Booking.com nicht dem Bankkundengeheimnis unterliegt und Kundendaten ausserhalb der Schweiz übermittelt werden können. Auf der Webseite bzw. App von Booking.com gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Booking.com. Die Swiss Bankers Prepaid Services AG übernimmt keine Haftung bei Nutzung der Angeboten von Booking.com.